Es mag paradox klingen, wenn man sagt, dass wir heute Bilder nötig hätten - in einer Zeit, in der wir uns von Bildern überflutet fühlen: Bildzitate, millionenfach vervielfältigte Bilder, Fragmente von Welten prägen das heutige Bewusstsein. Und obwohl wir fast jeden Ort erreichen können (durch die Corona-Pandemie ist daraus vorübergehend ein „konnten“ geworden), nimmt die Diversität der inneren Welten in den Menschen kontinuierlich ab. Man könnte sagen, dass eine Flurbereinigung von Vorstellungswelten stattfindet, eine Verarmung jener virtuellen Realitäten, die jedem Menschen zu eigen sind.
Wenn auf dem Bild etwas zu definieren ist, dann sei es nur ein vordergründiges Erkennen, das der Empfindung formaler und farblicher Erlebnisse nicht im Weg stehen solle. Das Erkennbare sei also eigentlich nur „der doppelte Boden“ des Gemäldes. Sie fand, die Abstraktion könne nie ganz von der Dinglichkeit der Welt losgelöst werden und müsse in der Spannung zum Gegenstand immer wieder neu gesucht werden. Die Malerei müsse also den Absprung zur Moderne immer neu wagen.
Diese Haltung bescherte Magdalena Aufhauser zu ihrer Zeit einen Weg gegen den Strom. In den 1960er, -70er und -80er Jahren war es in der patriarchalisch geprägten Kunstszene Westdeutschlands geradezu unmöglich, mit einem solchen Credo als Malerin wahrgenommen zu werden. So wuchs das Werk von Aufhauser zu einem umfangreichen Oevre bestehend aus über 370 großformatigen Ölbildern, aus über 100 Aquarellen und unzähligen Skizzen an - ein großartiges Werk, das einer breiteren Öffentlichkeit bisher unbekannt geblieben ist.
Ihre Motive suchte Magdalena Aufhauser oft an kurz zuvor verlassenen Orten, an Plätzen, die sich im Abbau befinden oder die noch warten - auf ein Fest. Auch die Menschen, die sie malt, haben oft diesen melancholischen Zug. Es sind vor allem Außenseiter der Gesellschaft: Gaukler, Schauspielerinnen, Schausteller, Straßenhändlerinnen, Travestie-Künstler, Straßenmusiker und Emigrantinnen. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Epoche, in der die Beschleunigung der Gesellschaften an Fahrt aufnahm, erzählt sich so noch einmal ganz anders.